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Good-bye!

The Zivilgesellschaft-Issue

Jetzt geht sie wieder auf die Straße, die so genannte Zivilgesellschaft, und gedenkt der Toten. Diesmal der von Hanau. Davor waren es die Toten von Halle, davor die des NSU. Zwischendurch gedachte man jener, die die EU im Mittelmeer zu Tausenden dem Tod durch Ertrinken preisgibt, den Opfern rassistischer Polizeigewalt in den USA. Man verliert so langsam den Überblick, wem da wann gedacht wurde.

Und immer die gleichen Parolen, die zwar nicht falsch sind, aber immer wieder und wieder ungehört verhallen. Man will den Opfern eine Stimme geben, aber diese bleibt letztendlich ungehört. Wohlfeile Lippenbekenntnisse der Vertreter der herrschenden Klasse sind das neue, alte Schweigen.

Und dann, nicht morgen, aber übermorgen, geht es weiter wie gehabt. Bis zum nächsten Anschlag, bis zum nächsten Mord. Unter 10 Toten reißt uns kaum noch etwas aus unserer Lethargie. Oder erinnert sich noch jemand an den behinderten Obdachlosen, der erst vor wenigen Wochen von zwei jungen Frauen im Essener Hauptbahnhof zu Tode gequält wurde?

Wir haben uns alle längst an das tägliche Sterben gewöhnt. Empathie ist ein Luxus, den wir uns nicht leisten wollen. Wir wollen weiterleben in unserer Normalität, die für andere die Hölle ist. Gerade jetzt, da sie durch ein winziges Virus so empfindlich gestört ist. Und darum diskutieren wir ab übermorgen wieder darüber, ob man zu Ostern in Urlaub fahren oder die Schulen endlich wieder aufmachen kann.

Die kapitalistische Profitmaschine läuft derweil weiter und transformiert weiter lebendige Körper und Natur zu toten Waren. Das ist ihr einziger Zweck. Die Toten von Hanau sind ihr - wie alle anderen Toten - gleichgültig, solange dieser Zweck nicht gefährdet ist.